Wir wollen im Rahmen eines Projekts ein Zeichen gegen Elterntaxis setzen. Dieses Projekt besteht aus zwei Teilen:
Vom 09. bis 12. April versammeln sich verschiedene Klassen jeweils zwischen 7:30 – 8:00 Uhr unter Aufsicht auf dem Lehrerparkplatz, um mit Plakaten auf das Problem aufmerksam zu machen.
Wir wollen nicht nur aufzeigen, dass auf Elterntaxis nach Möglichkeit verzichtet werden soll, sondern auch das Bewältigen des Schulwegs zu Fuß, mit dem Roller oder dem Fahrrad (ab dem Zeitpunkt der Fahrradprüfung) fördern. Deshalb erhalten alle Kinder in der Zeit vom 15. April – 10. Mai eine Stempelkarte auf der gesammelt wird, wie oft die Kinder zu Fuß / mit dem Fahrrad in die Schule kommen.
Zeitungsartikel im Miesbacher Merkur zum Thema:
67 von 300 Schülern werden in Hausham mit dem Auto gebracht – obwohl fast alle fußläufig wohnen. Im Interview erklärt Rektor Markus Rewitzer, wie die Schule dagegen vorgehen will.
Hausham – Die Stadt Augsburg startet eine Aufklärungskampagne, mehrere Gemeinden in Nordrhein-Westfalen denken sogar über Straßensperrungen nach: Um die sogenannten Elterntaxis auszubremsen und sich für einen autofreien Schulweg einzusetzen, gehen immer mehr Kommunen und Schulen in die Offensive. Auch die Grund- und Mittelschule Hausham will dem ausufernden Verkehrsaufkommen Einhalt gebieten. Warum und wie, erklärt Rektor Markus Rewitzer im Interview.
Herr Rewitzer, was stört Sie so sehr daran, wenn Eltern ihre Kinder mit dem Auto zum Unterricht bringen?
Markus Rewitzer: Weil wir dadurch jeden Morgen ein vermeidbares Verkehrschaos vor unserer Schule produzieren. Da spielen sich teils abenteuerliche Szenen ab: Autos parken in zweiter und dritter Reihe, befahren den Parkplatz entgegen der Einbahnstraßenregelung oder sind teils deutlich zu schnell unterwegs. Das kann gerade für jüngere Schüler schnell gefährlich werden, wenn sie sich dazwischen durchschlängeln müssen. Von der Umweltbelastung durch den unnötigen CO2-Ausstoß ganz zu schweigen.
Aber ist es nicht so, dass es gerade auf dem Land zu wenig Alternativen zum Auto gibt?
Rewitzer: Das sehe ich anders. Fast alle unsere Schüler wohnen in Hausham. Sie könnten also ohne Weiteres zu Fuß, mit dem Radl, dem Roller oder dem Schulbus kommen. Wie eine Verkehrszählung von einer Gruppe Schüler ergeben hat, werden aber im Schnitt 67 der insgesamt 380 Kinder und Jugendlichen an unserer Schule von den Eltern gefahren – und zwar fast alle einzeln. Da muss man sich schon die Frage stellen, ob das in allen Fällen notwendig ist oder ob man das nicht auch als falsch verstandene und übertriebene Fürsorge oder Bequemlichkeit bezeichnen könnte. Wir haben bereits im Dezember in einem Elternbrief daran appelliert, das Verhalten zu überdenken.
Jahresthema Nachhaltigkeit: Stempelsammlung soll Anreize schaffen
Hat der Aufruf gefruchtet?
Rewitzer: Nicht wirklich. Wir haben zwar viel positive Resonanz erfahren, vermutlich aber nur von den Eltern, die ihre Kinder ohnehin selbst in die Schule schicken. Denn die Zahl der Elterntaxis ist leider nicht zurückgegangen. Deshalb versuchen wir es jetzt mit einem Projekt, das gut in unser Jahresthema Nachhaltigkeit sowie zu unserer Teilnahme an der Philipp-Lahm-Schultour für Bewegung und Gesundheit passt. Unter dem Motto „In Hausham läuft’s – wir kommen fit und umweltfreundlich zur Schule“ wollen wir mit einer Protestaktion für den Verzicht aufs Elterntaxi trommeln und gleichzeitig mit einer Stempelsammlung Anreize schaffen, selbst zur Schule zu kommen und dies auch entsprechend belohnen.
Wie soll das konkret ablaufen?
Rewitzer: Nach den Osterferien werden vom 9. bis 12. April jeden Morgen zwischen 7.30 und 8 Uhr mehrere Klassen abwechselnd auf dem Lehrerparkplatz unter Aufsicht auf das Problem mit den Elterntaxis aufmerksam machen. Mit Plakaten und Bannern, wie es sich für eine friedliche Demonstration gehört. Vom 15. April bis 10. Mai können dann alle Kinder, die den Schulweg zu Fuß, mit dem Radl, dem Roller oder mit dem Bus bewältigt haben, jeden Tag einen Stempel sammeln. Für die Klasse sowie die Einzelpersonen mit den meisten Einträgen verlosen wir Preise von unseren Sponsoren. Aktuell machen die Gemeinde, die Raiffeisenbank sowie die Sportfundgrube Miesbach mit, wir freuen uns aber auch noch über weitere Unterstützung.
Was versprechen Sie sich langfristig von der Aktion?
Rewitzer: Dass möglichst viele Eltern erkennen, dass die Bewältigung des Schulwegs aus eigener Kraft für ihre Kinder sehr wichtig ist. Sie lernen, sich zu orientieren und sich in Verkehrssituationen selbstständig zurechtzufinden. Obendrein sammeln sie soziale Erfahrungen. Natürlich sind Bewegung und frische Luft auch gut für die Gesundheit und ein schöner Ausgleich zum vielen Sitzen im Unterricht im Klassenzimmer und daheim bei den Hausaufgaben.
Und was sagen Sie Eltern, die Ihre Kinder trotzdem mit dem Auto bringen?
Rewitzer: Wir wollen sicher keine Front aufziehen oder stigmatisieren. Es kann immer auch mal einen Grund geben, warum ein Kind mit dem Auto gebracht wird. Da sind auch Ängste vorhanden. Aber Veränderungen fangen nun mal bei einem selbst an. Was die allgemeine Verkehrssicherheit angeht, ist zum Beispiel noch mehr Anstrengung von allen Seiten notwendig. Ein Beispiel: Wir appellieren regelmäßig an die Eltern, sich vielleicht als Schülerlotsen zur Verfügung zu stellen. Resonanz: fast gleich Null. Darum sind bei den Protesten auch die Schülerlotsen vor Ort. Vielleicht gibt es dann doch noch den einen oder anderen, der bereit ist, alle zwei Wochen mal für eine halbe Stunde zu helfen. sg